Klettern an der neu-entdeckten Perle Zerfreilahorn

Klettern an der neu-entdeckten Perle Zerfreilahorn

Wie fast jedes Jahr machte ich mit meinen Kletterfreunden Lutz und Madlen auch dieses Jahr eine große Alpenfahrt. Der Vorteil an Lutz ist, dass mit ihm fast immer schönes Wetter herrscht. Ein zweiter, dass er viele neu entdeckte Perlen kennt, zum Beispiel die Tüfelstalschlucht bei Andermatt, wo wir vorher waren. Neben geboltete Roten gibt es dort auch cleane Touren im Grad 7a ohne Bolts zwischen den Ständen. Keinen einzigen. Verdonmäßig seilt man da erst ab und muss dann schauen, dass man wieder hochkommt.

Nach einer Stippvisite zu den altbekannten Wendenstöcken (Highlight Excaliburpfeiler) biegen wir auf dem Rückweg beim Skigebiet Dissentis rechts ab und fahren bis zum Zerfreilasee mit wunderschönen Arven hoch.

Bereits von dort sieht man das Ziel unsere Begierde, das Zerfreilahorn, ein rassiger, etwa 400 m hoher Zacken aus feinstem Granit, wie die Aig. Dibona, aber viel näher.

Den kannte nicht einmal mein Schweizer Kletterfreund (“Urs, chan i dir mol en schöni Kletterfels in dr Schwyz zeige?”). Nach knapp 3 Stunden Zustieg schlagen wir das Zelt auf bzw ich biwakiere gleich im 1000-Sterne Hotel (wobei die Zahl sogar eher untertrieben war). Es gibt weit und breit keine Hütte oder Wanderweg. echte Wildnis! Wasserholen ist aber auch ein Abenteuer. Dazu muss man nämlich in der Nacht eine komische IIer-Schwachstelle in einer durchlaufenen Barriere ab- und wieder hochklettern bzw alles erst einmal finden (wie gesagt, 1000 Sterne, kein Mond).

Als Tour nehmen wir uns am nächsten Tag die Medea (9 SL, bis 6c+) vor. Ein gelungener Mix aus Bolts und Trad im genialen, steilen Granit. Neben vielen Rissen gibt es auch technische Platten (1. Bild unten) und sogar Griffkletterei. Das Highlight in der Headwall, ein Breithand- bis Breitfaustriss mit Piazanteilen in komplett senkrechten goldgelben Granit (Bilder 2 und 3). Ein Kletterrausch!

Nach einem weiteren Biwak kommt der zweite Streich, Braveheart, 9 SL, 6c+ (bzw 7a+, wenn man gerade hoch will). Hier liegt der Schwerpunkt eher auf Trad, sodass ein “Double Rack” einschließlich einem blauen Camalot Pflicht ist. (Die 4er und 5er schleppten wir nicht mit; Sachsen können Rissklettern…). Sehr viele eindrückliche und anstrengende Kletterstellen mit teils komischen 3D-Zügen wollen genommen sein, ehe ein bequemen Band zum Rasten einlädt (2. Bild unten). Auch hier steige ich alles vor und lasse Lutz und Madlen gleichzeitig nachkommen (3. Bild). Nach einer letzten Doppelfausteinlage (Bilder 4 und 5) können wir zwei der schönsten Granitrouten abhaken, die ich kenne. Und ich kenne viele…

 

Martin Treiber

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